Erklärung der Waffen

Im modernen Fechtsport wird mit drei Waffen – dem Degen, dem Florett und dem Säbel – in insgesamt zwölf (Einzel- und Mannschafts-) Disziplinen gefochten. Die einzelnen Waffen unterscheiden sich durch Art, Trefferfläche und Konvention (die Bedingung, unter der ein Treffer gültig ist).

Das Florett

Das biegsame, leichte Florett gilt als beste Einstiegswaffe für Anfänger, um das technische ABC zu lernen. Gleichzeitig wird es als anspruchsvollste und eleganteste Waffe angesehen. Seine Ursprünge liegen im Frankreich des frühen 17. Jahrhunderts, wo es ab etwa 1630 vor allem als leichtere Übungswaffe für den Degen genutzt wurde.

Das Florett ist eine reine Stoßwaffe, bestehend aus Klinge (mit beweglicher Spitze), Glocke, Griff, Glockenpolster und -stecker. Die Offensivaktion wird mit der Spitze ausgeführt. Für die Treffer-Auslösung des elektrischen Melders ist ein Spitzendruck von mindestens 500 g erforderlich. Die Spitze muss daher einem Gewicht von mindestens einem halben Kilo standhalten. Der untere Teil der Spitze sowie die Klinge sind mit Isolierband umwickelt.
In einer Längsrille ist ein stromführender Draht eingeklebt, der die Spitze mit dem Glockenstecker verbindet, an den das Körperkabel angeschlossen wird.

Wichtige Maße und Vorschriften:

  • Gesamtlänge: max. 110 cm (davon Klinge bis 90 cm)
  • Durchbiegung: max. 2 cm
  • Glocke: Durchmesser 9,5–12 cm
  • Gesamtgewicht: max. 500 g
  • Für Kinder: Mini-Floretts (Gesamtlänge max. 92 cm, leichter)

Bei den Griffen gibt es drei Varianten: den italienischen, den französischen und den orthopädischen Griff (Pistolengriff). Letzterer ist heute die häufigste Variante, da er „am besten in der Hand liegt“.

Der Degen

Der Degen ist die Duellwaffe und eine Weiterentwicklung des Schwerts.
Er ist eine reine Stoßwaffe und gilt als die schwierigste der drei Waffen.
Mit 770 g ist er zudem die schwerste.

Ein gebrauchsfertiger Degen besteht aus Klinge (mit Spitze), Glocke, Griff, Glockensteckerpolster und -stecker.
Die Länge beträgt ebenfalls 110 cm (Klinge bis 90 cm). Die Klinge ist dreiseitig und hat beim Sportdegen keine scharfen Kanten.

Wichtige Maße und Vorschriften:

  • Durchbiegung: max. 1 cm
  • Elektrische Spitze: Druck mind. 750 g
  • Glocke: Zylinder mit 13,5 cm Durchmesser und bis zu 5,5 cm Tiefe
  • Gesamtgewicht: ca. 770 g

Die Glocke schützt die Hand, die beim Degenfechten ebenfalls zur Trefferfläche zählt.
Beim Degen gibt es zwei Griffvarianten: den französischen und den orthopädischen Griff.

Der Säbel

Der Säbel kam im 15. Jahrhundert aus dem Morgenland nach Europa.
Er war zunächst gekrümmt und fand besonders bei den ungarischen Husaren großen Anklang.
Das Säbelfechten entspricht am ehesten dem klassischen Fecht-Klischee, da hier sowohl auf Hieb als auch auf Stich gekämpft wird.

Ein Elektrosäbel besteht aus Klinge, Glocke, Griff, Glockenpolster und Glockenstecker.
Mit einer Gesamtlänge von 105 cm ist er etwas kürzer als Florett und Degen, bei einem Gewicht von ca. 500 g.

Wichtige Maße und Vorschriften:

  • Klingenlänge: ca. 88 cm
  • Querschnitt: annähernd rechteckig
  • Durchbiegung: max. 4 cm
  • Glocke: aus einem Stück, Maße ca. 14 × 15 cm
  • Griff: nur ein Typ verfügbar

Technische Grundlagen

Gültige Trefferflächen sind im Fechten die Körperpartien und -teile, die man mit der Klingenspitze oder der Säbelschneide erreichen muss, um einen Treffer erlangen zu können.
Treffer, die jenseits dieser gültigen Trefferfläche erzielt werden, zählen als ungültig.
Für die drei Waffen wurden verschiedene Trefferflächen festgelegt.

Florett

Beim Florettfechten ist nur der Rumpf gültige Trefferfläche. Kopf und Glieder gehören nicht dazu.
Auch auf dem Rücken kann ein gültiger Treffer erzielt werden.
Stöße, die auf einer an sich ungültigen Trefferfläche aufkommen, werden als gültig gezählt, wenn der Fechter durch regelwidrige Haltung die gültige Trefferfläche verdeckt (z. B. Schützen der Trefferfläche mit der unbewaffneten Hand).

Degen

In der Disziplin des Degenfechtens ist der ganze Körper einschließlich Schutzkleidung – also auch Handschuh, Maske etc. – gültige Trefferfläche. Daher zählt jeder Treffer, gleichgültig, auf welchem Teil des Körpers, der Kleidung oder Ausrüstung er aufkommt.

Säbel

Wie beim Florett gibt es auch im Säbelfechten eine Begrenzung der Trefferfläche.
Diese umfasst alles oberhalb der Gürtellinie, also auch Kopf und Arme.

Fechtstellung

Der Philosoph Ortega y Gasset brachte das Wesen der Technik auf eine kurze, aber einleuchtende Formel:
„Die Anstrengung ist es, Anstrengung zu sparen.“ Besonders im Sport führt der günstigste, die Körperkräfte rationell und effektiv ausschöpfende Bewegungsablauf zum Erfolg. Im Fechten, das enorme Athletik und Ausdauer verlangt, ist der Erfolg ohne Beherrschung der Technik ausgeschlossen. Präzise Bewegungen sind ausschlaggebend, da sie Zeit sparen – und wer schneller ist, trifft und verteidigt besser.

Am Anfang jedes Gefechtes steht die Aufforderung des Kampfrichters („En Garde“), die Fechtstellung einzunehmen. Sie ist die Ausgangsposition, die dem Fechter Gleichgewicht und Stabilität auf der Planche gibt.
Zudem bedroht sie den Gegner und bietet nur wenig Angriffsfläche.

Um die Grundstellung einzunehmen, stellt sich der Fechter entlang einer imaginären Gefechtslinie auf:
Ferse an Ferse im rechten Winkel, Oberkörper aufrecht. Dann wird die Waffe in Linie gebracht (Spitze auf Schulterhöhe des Gegners), der freie Arm nach hinten geführt, ein Fuß zwei Fußlängen vorgesetzt,
und das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine verteilt. Die Knie sind dabei leicht gebeugt, über den Fußspitzen.

Der Ausfall

Der Ausfall ist die häufigste Offensivaktion.
Aus mittlerer Distanz kann der Fechter damit einen Treffer setzen.

Worauf man beim Training achten sollte:
Eine saubere Ausfalltechnik ist essenziell.

  • Der vordere Fuß muss gerade nach vorne zeigen, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Das hintere Knie muss in der Endposition durchgestreckt sein.
  • Der Waffenarm muss den Bewegungsablauf einleiten.

Besonders Anfänger müssen lernen: „Die Hand führt den Fuß!“
Fortgeschrittene verinnerlichen dies automatisch – regelmäßiges Üben macht den Unterschied.

Bewegungsablauf:
Der Ausfall beginnt mit der Streckung des Waffenarms.
Gleichzeitig stößt das Standbein den Körper wie ein Katapult nach vorne.
Der freie Arm wird nach hinten geöffnet, um das Gleichgewicht zu halten.
Die Wirksamkeit hängt mehr von Überraschung und Tempo als von bloßer Schnelligkeit ab.

Paraden

Zwei Fechter schützen ihre Trefferfläche mit der Waffe.
Da diese nicht alles abdeckt, entstehen Blößen, die je nach Haltung geöffnet oder geschlossen sind.
Die Fechtlehre teilt die Trefferfläche in vier Blößen: obere, mittlere, äußere und innere.
Das Offenlassen einer Blöße heißt Einladung, da es den Gegner zu einem Angriff verleitet.

Es gibt insgesamt acht Einladungen, benannt nach den lateinischen Zahlen 1 bis 8.

Die Prim (Florett)

Aus der oberen Linie wird die Spitze gesenkt, der Waffenarm verdreht, sodass der Daumen nach unten zeigt.
Die Prim schützt die äußeren Blößen, ist vielseitig, aber nicht die schnellste Parade.

Die Second (Florett)

Aus der unteren Linie wird der Unterarm so verdreht, dass der Daumen nach innen zeigt.
Sie schützt die untere innere Blöße, wird heute aber seltener verwendet.

Die Terz (Florett)

Aus der unteren Linie wird die Spitze senkrecht gehoben, Ellbogen gebeugt.
Die Terz schützt die obere innere Blöße, wird aber seltener genutzt, da die Sixt ergonomischer ist.

Die Quart (Florett)

Die Naturparade: Aus der oberen Linie wird der Unterarm zurückgezogen und nach innen verdreht.
Sie schützt die obere äußere Blöße. Viele Fechter parieren instinktiv mit der Quart.

Weitere Paraden

Die Paraden von Quint bis Oktav funktionieren ähnlich, mit variierter Klingenposition.
Wichtig: Nach jeder erfolgreichen Parade folgt die Riposte (Gegenstoß).

Sicherheit im Fechtsport

Damit Fechten so sicher werden konnte, wie es heute ist, musste ein langer Weg beschritten werden. Neben einem umfassenden Regelwerk der FIE (Fédération Internationale d’Escrime – Weltfechtverband) waren dafür auch zahlreiche Verbesserungen bei der Ausrüstung notwendig.

Besonders Anfang der 1980er Jahre musste das Fechten um seinen Ruf kämpfen. Eine Serie von Unfällen auf der Planche belastete den „weißen Sport“. Die herkömmlichen Stahlklingen hielten den Anforderungen des immer dynamischeren und kraftvolleren Fechtstils ebenso wenig stand wie die weißen Baumwollanzüge.

Die Lösung kam durch den Einsatz von Maraging-Stahl, einer besonders harten, aber nicht spröden Edelstahllegierung, die die alten Klingen ersetzte. Auch die Baumwolle wich der Kevlar-Faser, die unter anderem auch in kugelsicheren Westen verwendet wird. Seit 1987 dürfen bei offiziellen Wettkämpfen nur noch FIE-geprüfte Klingen – also ausschließlich Maraging-Klingen – eingesetzt werden.

Die moderne Fechtausrüstung

Nach den Vorschriften der FIE besteht die „Rüstung“ eines Fechters aus:

  • Fechtjacke
  • Fechthose
  • Plastron (Unterziehweste für zusätzlichen Schutz)
  • Fechtsocken und Fechtschuhe
  • Handschuh
  • Maske

Die Kleidung darf keine Ausbuchtungen oder Löcher aufweisen, durch die eine gegnerische Spitze abgeleitet oder  festgehalten werden könnte. Sie muss weiß, sauber und in gutem Zustand sein und den vorgeschriebenen Widerstandswert von 800 Newton aufweisen.

Besonders wichtig ist die Maske aus rostfreiem Stahl: Ihre Maschenweite darf höchstens 2,1 mm betragen, und der Draht muss mindestens 1 mm stark sein.

Vom Duell zum Sport

All diese Sicherheitsbestimmungen haben dazu beigetragen, dass das Fechten seinen Weg vom Duell zum Sport gefunden hat. Heute gilt der Fechtsport als eine der sichersten Sportarten überhaupt.

Geschichte des Fechtens

Entwicklungsgeschichtlich gesehen waren Boxen und Ringen die ersten Kampfarten des Menschen. Bald erkannte er jedoch, dass sich mit Hilfe von Ästen, Steinen oder anderen Hilfsmitteln eine ungleich größere Kampfeswirkung erzielen ließ. Diese „Angriffs- oder Verteidigungswaffen“ wurden in ihrer Handhabung und Funktionalität ständig weiterentwickelt und verbessert. Man versuchte, beim Benutzen dieser Waffen geschickter zu sein als der Gegner. Fechten nennt man diesen Vorgang immer dann, wenn der Kämpfer bemüht ist, sich nach dem Angriff seines Widerparts zu richten, den ihm zugedachten Hieb oder Stoß in irgendeiner Form abzuwehren, jede Blöße, die sich der Gegner gibt, zu erkennen und blitzschnell auszunutzen. Über die Jahrhunderte hinweg wurde die Ausrüstung dabei ständig geändert und den Anforderungen angepasst.

Antike

In der Antike war ein bewegliches Fechten im heutigen Sinne des modernen Sportfechtens nicht möglich,
da die Waffen und die bewegungshemmende Schutzvorrichtung wie Helm, Panzer und Schild keine blitzschnellen Aktionen zuließen.

Mittelalter

Im Mittelalter war wiederum die Bewaffnung der Ritter „Schuld“ daran, dass ein sportliches Fechten im Keim erstickt wurde.
Gepanzerte Rosse, Reitspeere und mächtige Schwerter waren für schnelle und durchdachte Aktionen ungeeignet.

14. bis 15. Jahrhundert

Erst im 14. bis 15. Jahrhundert führte das Aufkommen der Infanterie langsam dazu, dass der Mensch beweglicher wurde,
dadurch jedoch auch verletzlicher.
Das hatte zur Folge, dass die Soldaten darauf bedacht waren, die gegnerischen Schläge und Hiebe abzuwehren.

Ende 14. Jahrhundert

Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen gegen Ende des 14. Jahrhunderts verschwand die Bedeutung des Fechtens als Mittel der Selbstverteidigung.
Es entstanden örtliche Fechtschulen, die sich jedoch auf akademische und aristokratische Kreise beschränkten und deshalb unpopulärer wurden.

Um 1700

Das Aufkommen von Fechtmasken um 1700 führte wieder zu einem Aufschwung des Fechtens. Schnellere Bewegungen und das gefahrlose Fechten auch in engem Abstand zueinander waren nun möglich. Dies erhöhte den fechtsportlichen Anreiz beträchtlich.

Bis heute

In Deutschland wurde 1862 der erste Fechtverein gegründet. Fechtmeister aus Italien beeinflussten maßgeblich die Entwicklung in den deutschen Fechtsälen. Die Vereinheitlichung der Kampfregeln und der Fechtwaffen um 1915 ebnete den Weg für chancengleiche Wettkämpfe, wie sie heute auf Landes- und Bundesebene sowie international regelmäßig stattfinden.

Olympische Spiele

Schon bei den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen gehörten Säbel und Herrenflorett zum Programm. Vier Jahre später in Paris wurde der Degen aufgenommen. Die Frauen hatten 1924 mit dem Florett ihre Weltmeisterschafts-Premiere und 1928 ihren ersten Olympia-Auftritt in Amsterdam. Welttitelkämpfe im Damendegen gibt es offiziell erst seit 1989.

Im modernen Fechtsport wird mit drei Waffen – Degen, Florett und Säbel – in insgesamt zwölf (Einzel- und Mannschafts-) Disziplinen gefochten. Seit den Olympischen Spielen von Athen ist auch Damen-Säbel olympisch. Allerdings gilt hier eine Sonderregelung: Vor jedem Olympischen Turnier werden zehn Kategorien ausgelost, die ins Programm aufgenommen werden. Dies liegt daran, dass das IOC bei der Zulassung des Damensäbels die Gesamtzahl der zu vergebenden Medaillen nicht erhöhte.